Nicole Cooke lebt den Teamgedanken

Der Antistar weiß, was zu tun ist

 

23.08.2007 · Radfahren ist Teamsport. Kaum eine Fahrerin verkörpert diesen Gedanken so sehr, wie die Weltranglistenzweite Nicole Cooke vom schweizerischen Team Ra-leigh Lifeforce Creation.

ALBSTADT. Die Britin ist natürlich der große Star beim Albstadt-Frauen-Etappenrennen - was ihr total peinlich ist. Denn hergekommen ist Cooke eigentlich nicht um - wie gestern Abend in Pfeffingen - zu gewinnen, sondern eher, um ihre Teamkolleginnen zu unterstützen.

Das Ganze hat einen besonderen Grund. Am Wochenende ist Cooke noch die britischen Meisterschaften mitgefahren, die sie zum achten Mal in Folge gewonnen hat. Weil sie deshalb noch müde Beine habe, sei ein Top-Ergebnis gegen die versammelte Weltelite nicht drin, sagt die 24-Jährige aus Wales. Natürlich habe sie beim Prolog am Dienstag, dem Zeitfahren über vier Kilometer ihr Bestes gegeben. Doch ihre 23 Sekunden Rückstand seien kaum mehr aufzuholen - selbst nach dem gestrigen Triumph nicht.

"Das ist typisch Nicole", sagt deren Trainer Markus Nagel. Sie wisse genau, was sie zu tun habe, ohne dass er sich vorher mit ihr abspreche. Gerade diese Eigenschaft mache sie neben, ihrem herausragenden Können zu so einem wertvollen Teammitglied. "Nicole ist eine mannschaftsdienliche Fahrerin. Sie kann sich einschätzen, in jedem Rennen ein Team führen und die anderen motivieren."

Ohne jemals richtig Talent zu sein, ist Cooke im Alter von 16 Jahren am Radfahrhimmel aufgetaucht. Im Jahr 2000 fuhr sie als Jugendliche die britische Frauen-Konkurrenz in Grund und Boden und angelte sich ihren ersten nationalen Titel. Trotzdem durfte sie nicht mit zu den olympischen Spielen nach Sydney: "Im Verband waren sie seinerzeit der Meinung ich sei noch zu jung."

Die Funktionäre strafte sie in den Folgejahren Lügen. Sie gewann Dutzende große Rennen, schloss sich einem italienischen Rennstall an und gewann für diesen 2003 erstmals den Weltcup. Bei den Olympischen Spielen in Athen ein Jahr später schrammte Cooke als Fünfte hauchdünn an einer Medaille vorbei. 2005 gewann sie mehrere Rennen und hielt bei der Weltmeisterschaft in Spanien als Zweite erstmals Edelmetall in den Händen.

In jener Saison kam sie mit dem Team Raleigh ins Gespräch, bei dem sie für das Folgejahr einen Vertrag unterschrieb, "von dem sie mit finanzieller Unterstützung durch den britischen Verbands leben kann", sagt Nagel. Zusätzliches Geld treibt ihr amerikanischer Lebensgefährte bei Sponsoren auf. "In Sachen Vermarktung ist Nicole ganz geschickt", rühmt Nagel weitere Qualitäten an seiner Fahrerin, die im Vorjahr für sein Team den Weltcup gewonnen hat und bei der WM Bronze holte.

In dieser Saison muss Cooke den Weltcup vermutlich in den Wind schreiben. Immer wieder zwingen sie Knieproblemen zu kurzen Pausen. Trotzdem hat sie die wichtigsten Rundfahrten gewonnen: Geelong in Australien, die Flandernrundfahrt und die Grande Boucle Feminine, also die Tour-de-France für Frauen.

Dass es mit dem Gesamtsieg im Weltcup nichts werden könnte, ficht die athletische Blondine nicht an. "Den habe ich schon zweimal geholt. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt derzeit der Weltmeisterschaft in Stuttgart. Und bei den Olympischen Spielen in Peking Gold zu gewinnen, wäre die Erfüllung eines Traums."

Weil sie sich auf beide Ereignisse gezielt vorbereiten und sich mit der übrigen Weltklasse messen will, ist Nicole Cooke in dieser Woche nach Albstadt gekommen. "Das war meine Entscheidung", betont die gestrige Bergsiegerin, "das ist ein gutes Rennen hier und wollte die Chance wahrnehmen, dabeizusein."

von Zollern-Alb-Kurier, 23.08.2007

 

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